Astronomie

Der 3. Beobachtungsabend, 14. April 2005

Die Bilder lassen sich per Klick vergrössern.

Frühlingshimmel über Biglen

Ich habe die Hoffnung beinahe schon aufgegeben, dass der Beobachtungsabend stattfinden wird: Am Montag und Dienstag ist der Himmel stark bewölkt gewesen, Beobachten unmöglich. Am Mittwoch haben sich schon vermehrt Wolkenlücken gezeigt, doch habe ich diese als zu sporadisch eingeschätzt. Nachdem ich den Beobachtungsabend auch für Mittwoch abgesagt habe, hat es um 22.30 plötzlich aufgeklart, der Mond voller Hohn vom Himmel herablachend.
Die Wetterprognosen sagen für Donnerstag Abend Bewölkung und bereits erste Tropfen voraus. Und wirklich tauchen am späten Nachmittag die ersten Quellwolken am Himmel auf. Doch verziehen sich diese bald wieder und da der Himmel um 20 Uhr noch immer vorwiegend klar ist, jubelt mein Herz: Der Beobachtungsabend kann durchgeführt werden!

In aller Eile suche ich alles benötigte Material zusammen: Beobachtungskoffer, Nachführung, Spektiv, Karkoschka (für alle Fälle), Beobachtungsprogramm, Thermosflasche, Becher.
Trudi Bachmann, meine Gotte und Nachbarin, ist freundlicherweise bereit, mich mit Koffer, Tasche und Teleskop zum Beobachtungsplatz zu fahren. Die 160 N schwere Montierung erinnert nämlich bei längeren Transportstrecken auf penetrante Art an die Gravitationskraft!

Am Beobachtungsplatz trifft bald auch Peter Barth ein. Sobald der Polarstern sichtbar wird, norde ich die GP-DX-Montierung ein. Das Beobachten kann beginnen: Mond, Saturn, Jupiter bilden den Anfang.

Als nächster findet sich Simon Fankhauser auf seinem Töff ein: Das GPS hat beim Auffinden des Beobachtungsplatzes gute Dienste geleistet. Wenig später erscheint auch Peter Mürner, der sein grosses Teleskop mitbringt, ein 10" LX200 GPS! Das Stativ hat Peter auf dem Anhänger transportiert. Es ist übrigens der erste "Feldeinsatz" dieses Teleskopes.

Wegen seiner originellen Kopfbedeckung ist Herr Fankhauser über diese Aufnahme nicht erfreut und äussert die Bitte, sie nicht zu veröffentlichen. Alle Besucher dieser Website sind deshalb gebeten, die Aufnahme zu ignorieren.

Während Peter Barth einen Blick durch das 10" LX200 GPS von Peter Mürner wirft, lässt sich dieser in bewährter Astro-Bekleidung fotografieren.
Die Stirnlampe erweist sich als sehr praktisch beim Hantieren mit Okularen, da ihr Rotlicht die Dunkeladaption der Augen nicht stört.
Der Kamerablitz dagegen ist weit unangenehmer, wird aber zugunsten einer Fotografie noch toleriert.

Peter Mürner lässt sich gerne noch ein zweites Mal fotografieren: Seine Freude über das Zustandekommen des Beobachtungsabends ist offensichtlich.

Kurz vor 22 Uhr ermuntere ich die Anwesenden, nach einem bewegten Lichtpunkt auszuschauen. Peter Barth entdeckt ihn als erster: Envisat, der grosse Klimasatellit, ist gesichtet!

Mittlerweile hat sich Herr Fankhauser seiner Kopfbedeckung entledigt und ist nun für eine Aufnahme bereit.
Er trägt Peter Mürners Feldstecher mit Bildstabilisator um den Hals: Das lästige Zittern der Hände lässt sich bei diesem Feldstecher per Knopfdruck ausschalten! Das Beobachten von Kugelsternhaufen (M3 und M13) wird damit ein richtiger Genuss.

Peter Barth ist vom Anblick Jupiters ein wenig enttäuscht: Die Luftunruhe macht sich bei der grossen Öffnung des Schmidt-Cassegrains recht deutlich bemerkbar.

Dafür zeigt das LX200 einige dunkle Strukturen in der irregulären Galaxie M82. Die Whirlpoolgalaxie M51 lässt ihre Spiralstruktur erahnen.

Auch Trudi Bachmann muss sich blenden lassen. Obwohl wir schon Mitte April haben, ist diese warme Verpackung ein Muss: Beim Beobachten macht sich die nächtliche Kälte besonders bemerkbar.

Nach 23 Uhr informiere ich über das bevorstehende Iridium-Flare. Mir fällt jedoch plötzlich ein, dass ich in der Eile vergessen habe, mir die Richtung zu notieren, wo das Flare zu sehen sein sollte. Wir beschliessen, alle in verschiedene Richtungen zu blicken und das allfällige Auftauchen des Flares sofort zu melden. Der vorgesehene Zeitpunkt des Flares verstreicht jedoch, ohne dass wir etwas bemerkt hätten. Dabei sollte das Flare -6 Magnituden erreichen!

Peter Barth hört voller Interesse den Erläuterungen von Peter Mürner zu: Über die Handbox lässt sich das vollautomatische Teleskop ausrichten und auch fokussieren. Per Knopfdruck fährt es jedes gewünschte Objekt mit verblüffender Präzision an, jedenfalls nachdem die Schräglage des Teleskops mit Hilfe eines Holzbrettes etwas korrigiert ist.

In kürzester Zeit ist das Okular mit der Kamera ausgewechselt: Der Ringnebel in der Leier zeigt auf der Fotografie sein wahres Wesen deutlicher, als dies von blossem Auge zu sehen ist. Dank der Langzeitbelichtung werden auch Farben sichtbar.
M57 um 00.02 MESZ, Nikon D70, fokal durch 114/900-Newton, 110 Sekunden bei 1600 ASA mit Dunkelbildabzug.

Das 11-33x50-Spektiv steht zwischen dem 10"-SC und dem 114/900-Newton. Wieder einmal hat sich gezeigt: Jedes Teleskop hat seinen Himmel. Während das Schmidt-Cassegrain sein Öffnung an lichtschwachen Objekten zur Geltung bringt, lässt sich der Sternhaufen Praesepe nur im Spektiv als Ganzes betrachten.

Nach einem letzten Blick auf den Beobachtungsplatz machen wir uns an den Abbau der Geräte: Peter Mürner montiert sein Stativ auf den Anhänger, während ich mein Teleskop wieder in Trudis Gepäckraum verstauen darf.

Der 3. Beobachtungsabend ist zu Ende. Viele spannende Objekte sind beobachtet worden, der grösste Teil des Beobachtungsprogramms wurde abgehakt. Mond, Planeten, Sternhaufen, Nebel und Galaxien haben wir erblickt. Das Wetter hat gut mitgespielt, Wolken waren kaum vorhanden. Einzig der Mond hellte den Himmel etwas auf.
Es ist nach Mitternacht, da wir uns verabschieden und nach Hause zurückkehren, etwas müde, aber schon voller Vorfreude auf den nächsten Beobachtungsabend.

Am nächsten Morgen kehre ich auf den Beobachtungsplatz zurück, auf der Suche nach dem einzigen vermissten Gegenstand, einer Okularabdeckung. Ich finde sie zum Glück sofort.

Vom gestrigen Beobachtungsabend ist nicht viel zu sehen - nur das Gras ist an ein paar Stellen etwas eingedrückt...


Beobachtungsprogramm

Wen es interessiert, was es alles zu beobachten gab, der kann hier einen Blick in das Beobachtungsprogramm werfen.

Einladung

Hier geht es zur Einladung (PDF-File, 166 kB).